Eizellspende
Definition
Unter einer Eizellspende versteht man ein reproduktionsmedizinisches Verfahren, bei der man die Eizellen einer Spenderin entnimmt, extrakorporal mittels IVF oder ICSI befruchtet und anschließend einer Empfängerin überträgt. Die zur Befruchtung verwendeten Spermien stammen dabei in der Regel vom Partner der Eizellempfängerin.
Hintergrund
Das Gegenstück zur Eizellspende ist die Samenspende. Hierbei wird entweder eine heterologe intrauterine Insemination (IUI) mit Fremdsamen oder eine IVF/ICSI durchgeführt. Eine Eizellspende kann offen (nicht-anonym) oder geschlossen (anonym) ablaufen. Darüber hinaus kann sie altruistisch oder finanziell motiviert sein. Beides ist in der Regel durch die Gesetzeslage des Landes geregelt, in der die Eizellspende stattfindet.
Epidemiologie
Indikation
Als Gründe für eine Eizellspende kommen unter anderem infrage:
- genetische/chromosomale Defekte der Empfängerin
- Gonadendysgenesie
- prämature Ovarialinsuffizienz (POI)
- meist altersbedingte, schlechte ovarielle Reserve (DOR), bei der eine IVF aussichtslos erscheint
- Zustand nach bilateraler Ovarektomie
- Chemo- oder Strahlentherapie ohne vorausgegangene Fertilitätsprotektion.
Juristische Aspekte
Die Samenspende ist in Deutschland erlaubt, die Eizellspende jedoch verboten. Dieses Verbot ist im Embryonenschutzgesetz (EschG) von 1991 festgelegt. Laut § 1 Abs. 1 Nr. 1 EschG ist es strafbar, eine fremde unbefruchtete Eizelle auf eine Frau zu übertragen. Ebenso verboten ist die künstliche Befruchtung einer Eizelle zu einem anderen Zweck als einer Schwangerschaft der Frau, von der die Eizelle stammt (§ 1 Abs. 1 Nr. 2 EschG).
Das Gesetz soll "gespaltene Mutterschaften" verhindern, bei denen die austragende und die genetische Mutter nicht identisch sind.[2] Deshalb gilt die gebärende Frau immer als rechtliche Mutter, unabhängig von der genetischen Abstammung (§ 1591 BGB).
Wer gegen das Verbot verstößt, kann bestraft werden. Allerdings richtet sich die Strafe nicht gegen die Eizellspenderin oder -empfängerin, sondern gegen ausführende Dritte, etwa Ärzte (§ 1 Abs. 3 Nr. 1 EschG).[2] Eine deutsche Staatsangehörige, die im Ausland eine Eizellspende empfängt, unterliegt nicht der Strafverfolgung. De facto führt das deutsche Verbot daher nur zu einer geographischen Verlagerung.
In Europa ist die Eizellspende mittlerweile in den meisten Ländern erlaubt, derzeit (2025) bleibt sie neben Deutschland und Luxemburg nur noch in der Schweiz verboten.[3] Dort gibt es jedoch Bestrebungen, das Verbot aufzuheben.[4]
Auch in Deutschland wurde eine Legalisierung durch eine Expertenkommission geprüft.[5] Die Kommission stuft die Eizellspende aus psychosozialer Sicht als unbedenklich ein. Kurzfristige Risiken für Spenderinnen seien gering, doch Langzeitfolgen seien noch nicht ausreichend erforscht. Falls es während einer Schwangerschaft zu erhöhten Risiken komme, seien diese für das Kind insgesamt als gering einzuschätzen.
Ein wichtiger Aspekt bleibt das Recht des Kindes auf Kenntnis der eigenen Abstammung, das sich aus dem Grundgesetz (Art. 1 Abs. 1 i. V. m. Art. 2 Abs. 1 GG) ableitet. Dies könnte, ähnlich wie bei der Samenspende, durch ein Spenderregister gesichert werden.[6]
Wann es zur Umsetzung der Legalisierung kommt, ist bislang (2025) unklar. Durch eine Legalisierung könnten derzeit bestehende Rechtsunsicherheiten für Fortpflanzungsmediziner abgebaut werden, die sich derzeit durch die Information über Eizellspenden im Ausland bzw. deren Empfehlung theoretisch strafbar machen.
Ethische Aspekte
Einer der Hauptgründe der Gegner einer Eizellspende und die gegenwärtige Grundlage eines Verbotes in Deutschland ist die sogenannte gespaltene Mutterschaft und die damit verbundenen, hypothetischen Schäden für das Kind, da die gebärende, soziale Mutter nicht identisch mit der genetischen Mutter ist.[2] Diese Vermutung konnte durch Studiendaten nicht bestätigt bzw. widerlegt werden.[7] Viele Menschen zweifeln die Legitimität des Verbots an und sehen in der Beschränkung der Eizellspende eine Diskriminierung, da eine Samenspende legal ist.
Medizinische Aspekte
Ein weiteres Argument der Befürworter eines Verbotes der Eizellspende sind potentielle Risiken für Spenderin und Empfängerin. Als Risiken für die Spenderin gelten die Narkose- und Thromboserisiken und ein mögliches ovarielles Hyperstimulationssyndrom (OHSS) sowie eine mögliche psychologische Belastung.
Darüber hinaus gelten seitens der Empfängerin Schwangerschaftsdiabetes und hypertensive Schwangerschaftserkrankungen als mögliche Risiken. So ist etwa das Risiko einer Präeklampsie nach der derzeitigen Datenlage deutlich höher als bei natürlichen Schwangerschaften.[8] Es ist allerdings umstritten, ob dies an der Eizellspende selbst liegt oder an anderen Faktoren, wie dem Endometriumaufbau im artifiziellen Zyklus oder dem durchschnittlich höheren Alter der Eizellempfängerinnen. Beide Faktoren (Alter und artifizieller Zyklus) sind einigen Studien zufolge auch ohne Eizellspende mit einem erhöhtem Präeklampsierisiko assoziiert.[9]
Quellen
- ↑ European IVF-Monitoring Consortium (EIM), for the European Society of Human Reproduction and Embryology (ESHRE). Trends over 15 years in ART in Europe: an analysis of 6 million cycles. Hum Reprod Open. 2017
- ↑ 2,0 2,1 2,2 Bundestags-Drucksache 11/5460
- ↑ Wiesemann, Pro Eizellspende, Ethik in der Medizin, 2023
- ↑ bazonline.ch - Eizellspende in der Schweiz, abgerufen am 30.1.2025
- ↑ spd.de - Koalitionsvertrag 2021-2025, abgerufen am 30.1.2025
- ↑ bmfsfj.de - Bericht der Kommission zur reproduktiven Selbstbestimmung, abgerufen am 30.1.2025
- ↑ Eizellspende, Embryonenspende, Leihmutterschaft Leopoldina, abgerufen am 26.2.2023
- ↑ Risk of adverse perinatal outcomes after oocyte donation: a systematic review and meta-analysis. Assist Reprod Genet. 2020
- ↑ Obstetric and perinatal outcomes following programmed compared to natural frozen-thawed embryo transfer cycles: a systematic review and meta-analysis. Hum Reprod. 2022
Literatur
- Thorn, Zur Praxis der psychosozialen Beratung im Rahmen der Familienbildung mit Hilfe Dritter In: Assistierte Reproduktion mit Hilfe Dritter, Springer