Hauttransplantation
Englisch: skin graft, skin transplantation
Definition
Die Hauttransplantation ist eine Basistechnik und eine der am häufigsten vorkommenden Methoden der plastischen Chirurgie. Sie stellt eine wenig belastende Methode der Defektdeckung mit dem Ersatz zerstörter Haut dar. Die Hauttransplantation ist indiziert bei oberflächlichen und ausgedehnten Defekten, die nicht durch Adaptation der Wundränder geschlossen werden können und nicht mit herkömmlichen Techniken zu heilen sind (z.B. Verbrennungen).
Bedingungen
Die Wahl des Hauttransplantates hängt von der Größe und Beschaffenheit (z.B. der Durchblutung) des Defekts ab. Optimale Bedingungen für eine Hauttransplantation sind bei einem Wundgrund mit guter Durchblutung, geringer Sekretion und ebenmäßiger Struktur gegeben. Als Empfängerbett (Transplantatlager) eignen sich besonders Muskeln, Granulationsgewebe und Periost. Weniger gut geeignete Areale sind Fettgewebe, Knorpel oder Sehnen. Das ästhetische Ergebnis ist dabei umso besser, je näher das Spenderareal am Empfängerareal liegt.
Transplantatarten
Vollhauttransplantate
Vollhauttransplantate bestehen aus autologer körpereigener Haut mit Epidermalstrukturen, wie Haarfollikeln und Schweißdrüsen (entspricht der gesamten Dermis). Sie sind 0,8–1,1 mm dick. Es sind nur kleinere Hautareale transplantierbar – die durch die Vollhautentnahme entstandene Wunde muss durch Wundrandadaptation verschlossen werden.
Indikation
Vollhauttransplantate kommen vor allem bei mechanisch und motorisch belasteten Defekten (Hand, Fuß, Gesicht- und Halsregion) zum Einsatz. Eingeheilte Transplantate bieten funktionell und ästhetisch eine gute Hautqualität (behält ursprüngliche Farbe, schrumpft nur wenig).
Technik
Das Hauttransplantat wird mithilfe einer Schablone markiert, entnommen und komplett entfettet. Es ist nun vorübergehend vollständig von der Durchblutung getrennt. Ggf. werden kleine Schlitze mit dem Skalpell eingefügt ("pie crust"), um den späteren Sekretabfluss zu erleichtern. In der Empfängerregion wird das Transplantat in die Wundränder eingenäht und mit einem Kompressen-Schaumstoffverband für 5 Tage fixiert. Das Transplantat wird durch Diffusion aus dem Plasma vorübergehend ernährt. Nach 48 Stunden sprossen erste Kapillaren aus und die Ausbildung einer Blutzirkulation beginnt.
Spalthauttransplantate
Spalthauttransplantate können in unterschiedlicher Dicke entnommen werden. Sie sind meist 0,2–0,5 mm dick, ggf. auch bis zu 0,75 mm. Das Spenderareal kann nach erfolgter Abheilung erneut zur Transplantatgewinnung genutzt werden. In der Regel wird eine zwei- oder dreimalige Entnahme von der gleichen Stelle jedoch nicht überschritten. Spalthaut wird mit speziellen Messern entnommen (Humby-Messer, Trommeldermatom nach Padgett, druck- oder strombetriebenes oszillierendes Messer nach Brown).
Indikation
Spalthaut wird hauptsächlich bei schlechter durchbluteten, nicht infektfreien Defekten verwendet. Die im Spenderareal verbleibende Hautschicht heilt spontan (2–3 Wochen). Es sind nahezu unbegrenzte Mengen von der ganzen Körperoberfläche transplantierbar. Diese Form der Hauttransplantation findet Verwendung bei größeren Wundarealen und Verbrennungen sowie vorübergehend zur schnellen Wundheilung oder zur Sofortdeckung nach Entfernung von Melanomen.
Technik
Das Transplantat wird mit dem Dermatom entnommen. Aufgrund der Durchtrennung der dermalen Kapillarnetze erfolgt meist die anschließende Blutstillung des Spenderareals mit adstringierenden Substanzen. Bei ausgedehnter Hautentnahme können die Spenderstellen bereits vor der Entnahme mit Epinephrin-haltiger Kochsalzlösung unterspritzt werden, um den Blutverlust zu minimieren. Die Spenderstelle wird verbunden, wobei unterschiedlichste Wundauflagen zum Einsatz kommen können. Das Hauttransplantat wird aufgespannt und oder mit Gewebekleber oder Wickelverbänden fixiert.
Maschentransplantat (Meshgraft)
Unter einem Meshgraft versteht man Spalthaut, die maschinell durch kleine Einschnitte (sog. Stichinzisionen) in ein Netz umgewandelt wird (engl. "mesh"). Die netzartig eingeschnittene Haut erlaubt es, größere Defektflächen zu decken, als mit der ursprünglichen Spenderstelle möglich gewesen wäre. I.d.R. schrumpfen Hauttransplantate bei der Einheilung, sodass ein Expansionsverhältnis von mindestens 1:1,5 gewählt werden sollte. Es sind aber auch sehr große Expansionsverhältnisse von bis zu 1:9 möglich. Das Einsatzgebiet von Meshgrafts sind daher hauptsächlich besonders großflächige Verbrennungen mit begrenztem Angebot von gesunden Spenderstellen oder Wunden, die viel Wundexsudat sezernieren.
Weitere Arten der Hauttransplantation
Eine weitere Unterteilung ist nach Eigentransplantat (autolog) oder Fremdtransplantat (allogen) möglich. Ebenso kann eine Unterteilung in biologische Hauttransplantate oder artifizielle Hauttransplantate getroffen werden.
Eine eher historische Form der Hauttransplantation ist die Reverdin-Plastik, welche auf der Entnahme und Transplantation 3–5 mm großer Epidermisinseln beruht.
Komplikationen
- unzureichende Fixierung
- Unterblutung
- starke Sekretion
- Wundinfektion (vorwiegend Streptococcus pyogenes)
- Transplantatverlust