Urosepsis
Definition
Eine Urosepsis ist eine Sepsis, die vom Urogenitaltrakt ausgeht, meist verursacht durch Endotoxin bildende gramnegative Stäbchenbakterien. Dabei handelt es sich um einen urologischen Notfall.
Ursachen
- Obstruktive Urinabflussstörung: durch Harnleiterstein, Harnleiterstenose, Harnleiterkarzinom
- Organabszesse: Nierenabszess, Prostataabszess
- Bakterielle tubulointerstitielle Nephritis
- Keiminvasion durch endoskopische Eingriffe
Symptomatik
Eine Urosepsis zeigt meist einen schweren Krankheitsverlauf. Zu den möglichen Symptomen zählen:
- Schüttelfrost
- Fieber (nicht obligat)
- Tachykardie
- Tachypnoe
- Hypotonie
- Zyanose
- Oligurie
- Flankenschmerz
- Pollakisurie
- Algurie
Im fortgeschrittenen Stadium kann es zu einer zunehmenden Eintrübung des Patienten kommen. Unbehandelt kann das Krankheitsbild innerhalb von Stunden bis Tagen zum Tod führen.
Diagnostik
- Anamnese
- Körperliche Untersuchung (Palpation)
- Labor
- Blutbild: Leukozytose oder Leukopenie, Thrombopenie
- Gerinnungsstörungen
- Urinstatus und Urinkultur
- 3 Paar Blutkulturen zur Erregerbestimmung
- PCT (> 2 ng/ml ist eine Sepsis wahrscheinlich)
- Sonografie: z.B. Hydronephrose oder Harnstau, Nieren- oder Prostataabszess.
Die weitere Diagnostik zielt auf die Herdidentifikation.
Therapie
Antimikrobielle Therapie
Die parenterale antimikrobielle Therapie muss frühestmöglich (innerhalb 1 Stunde) begonnen werden. Die Wirkstoffauswahl erfolgt unter Berücksichtigung lokaler Resistenzen und dem zu erwartenden Keimspektrum. Vor der Antibiose sollten Blut- und Urinkulturen abgenommen werden – allerdings rechtfertigt das Abwarten der Probengewinnung keinesfalls einen verzögerten Beginn der antimikrobiellen Therapie.
Typische Therapieoptionen zur kalkulierten Initialtherapie sind:
Bei Verdacht auf Beteiligung von Anaerobiern (Wundinfektionen, Peritonitis) kann eine Kombination der Cephalosporine mit Metronidazol erfolgen. Die Therapie wird nach Vorliegen des Antibiogramms angepasst.
Harnableitung
Bei einem Harnstau muss der Harnabfluss mittels Blasenkatheter und ggf. Einlage eines DJ-Stents bzw. durch perkutane Nephrostomie sichergestellt werden.
Fokussanierung
- Abszessdrainage bei perinephritischem Abszess oder Abszess der Prostata
- ggf. Orchiektomie bei abszedierender Epididymitis
- Radikale Exzision bei Fournier-Gangrän
Verlauf
Unbehandelt führt eine Urosepsis zum septischen Schock (Mortalität bis 70 %) mit Endothelschädigung durch Endotoxine, Ödembildung, Kreislauf- und Organversagen.
Podcast

Bildquelle
- Bildquelle Podcast: © blackieshoot / Unsplash